Unterschiedliche Temperamente suchen sich verschiedene Waffen aus: Der eine setzt körperliche Macht ein, der andere dagegen seine Sprachgewandtheit, eine andere ihre List, noch eine andere Hinterhältigkeiten usw. Auf diese Art und Weise erhalten die Kinder jede Menge Übung beim Streiten. Am günstigsten verhalten sich die Eltern, die sich möglichst aus allen Streitereien bei den Kindern heraushalten. Nur so werden die Kinder in die Lage versetzt, einen Streit, den man angefangen hat, auch selbst zu beenden. Beim Streiten lernen die Kinder Grenzen einzuschätzen: die der anderen und die eigenen. Eltern stellen meistens auch einen miserablen Richter dar, da sie gar nicht wissen, worum es geht, wer schuldig ist bzw. weil sie gar nicht alle Informationen erhalten, die erforderlich sind, um eine Situation beurteilen zu können. Grundsätzlich sollte ein Wutanfall aber auch mal toleriert werden (vielleicht ist er berechtigt!).
Teilweise
macht den Kindern streiten aber auch ganz einfach Spaß. Dieses muß man sich
unter dem Gesichtspunkt vorstellen, daß sie ja nie wieder in ihrem Leben so
haltlos sich benehmen können, denn später haben solche Aktionen ernsthafte
Konsequenzen.
Eltern sollten sich nur dann einschalten, wenn sie mitbetroffen sind, z.B.
Porzellan kaputt zu gehen droht. Außerdem wenn ein Kind bewußt provoziert in
Anwesenheit eines Elternteils. Und schließlich wenn die Auseinandersetzung zu
eskalieren droht, Verletzungen zu befürchten sind. Vorher die Konsequenzen
bekanntgeben, die bei einer Regelverletzung eintreten. Beispiel: Bricht ein
Junge den Buntstift eines Mädchens mit Absicht durch, so muß der Junge dem
Mädchen einen Buntstift von den eigenen schenken. Bei einem unfairen Kampf darf
man sich einmischen: Deutlich machen, daß der Kampf unfair ist. Motto: “Tobias
und ich merken, daß du wütend bist. Tobias ist dir aber körperlich nicht
gewachsen. Zeig uns an dieser Puppe oder diesem Knautschkissen, wie groß deine
Wut auf Tobias noch ist.” (Ersatzbefriedigung). Wenn der Zorn sich symbolisch
an einem leblosem Objekt wie einem Kissen etc. entlädt, ist dies pädagogisch
vertretbar.
Bei Kindern, sie sich schnell streiten, sollte man an eine getrennte Beschäftigung denken. Hier ist anzuraten, die beiden jeweils mit ihren eigenen Freunden spielen zu lassen. Durch die Trennung erleben sie unterschiedliche Dinge und können sich dann beim Abendessen z.B. darüber austauschen. Streit geht man so aus dem Wege. Allerdings muß diese Trennung für die Kinder zufällig aussehen. Es hat keinen Sinn, gemeinsame Aktivitäten zu erzwingen. Es ist ebenfalls daran zu denken, daß ein Kind sich mal in sein eigenes Zimmer zurückziehen muß, um sich auszuruhen, zu sich selber wieder zu finden, etc.